Beiträge

Inversionstisch bzw. -bank, Schwerkrafttrainer, Hängestreckbank oder Überkopftrainer alle- samt Wörter, die ein und dasselbe Gerät beschreiben. Nämlich eines, das dazu gedacht ist, Druck von den Bandscheiben der Wirbelsäule zu nehmen bzw. diese zu dekompressieren.

In diesem Artikel erkläre ich, warum ich eine solche Inversionsbank nutze und wie & wann ich diese, aus meiner Sicht, sinnvoll in mein Training einbaue.

Nach (m)einem kurzen anatomischen Exkurs über den Aufbau der Wirbelsäule, kannst du dir dann dein eigenes Bild über dieses Trainingsgerät bilden und entscheiden, ob du ebenfalls einen Sinn in dessen Einsatz erkennst.

In diesem Fall könnte man durchaus sagen: „Lass den Kopf hängen“ 😉

Update: Wie ich meine Halswirbelsäule dekompressiere erkläre ich separat, im gleichnamigen Artikel.

Schwerkrafttrainer – Die schwere Kraft ?

Was macht also ein Schwerkrafttrainer? Zugegeben, ein etwas ungeeigneter Begriff. Etwas besser gefällt mir da schon: Inversionstisch oder -bank. Bevor wir uns aber im wahrsten Sinne des Wortes kopfüber ins „Getümmel“ stürzen, klären wir kurz die Wortherkunft der Inversion.

In/versio setzt sich zusammen aus der lateinischen Vorsilbe (Präfix) in = i.S.v. ein-, hinein-, in- hinein, an- ; und lateinisch vertere = -vertieren, wenden, drehen, kehren, ändern (Becher et al., 1995).

Ein Inversionstisch/eine Inversionsbankist wörtlich also „ein Tisch/eine Bank, die sich hineinwendet bzw. sich eindreht“.

Das beschreibt den Vorgang, aus meiner Sicht, allerdings nicht ganz exakt, da man sich auf diesem Gerät nicht nach innen dreht, sondern bis auf 90° umdrehen kann, gemessen am waagerechten Untergrund (siehe Foto).

Die Wirbelsäule – 33 Wirbel

Um uns, metaphorisch, besser drehen und wenden zu können, werfen wir nun einen kurzen Blick auf die menschliche Wirbelsäule (WS). Diese bildet den zentralen Bestandteil des sogenannten Achsenskeletts.

Die Wirbelsäule ist aus 33 Wirbeln aufgebaut, zwischen denen sich die Bandscheiben befinden (siehe Darstellung). Außerdem wird alles durch eine Vielzahl an Bändern und kleinen Gelenken schön straff „verzurrt“ und an Ort und Stelle gehalten.

Die Wirbelsäule ist fast ein wenig wie Bambus…stabil, aber trotzdem flexibel! Man teilt die Wirbelsäule in drei große Bereiche, die Halswirbelsäule (HWS), die Brustwirbelsäule (BWS) und die Lendenwirbelsäule (LWS).

Unterhalb der LWS schließen sich das Kreuz- und Steißbein an. Die einzelnen Wirbel der WS sehen dabei nicht alle gleich aus, sondern bestehen aus einem Wirbelkörper und -bögen, deren Form und Funktion sich (insbesondere hinsichtlich Beweglichkeit) unterscheiden!

Besondere Hervorhebung bedarf der ersten beiden Wirbel der HWS, dem Atlas (1. Halswirbel) und der Axis (2. Halswirbel). Deren besondere Gelenkverbindung ermöglicht erst die extreme Mobilität unseres Kopfes.

Die Wirbelsäule ist von der Seite aus betrachtet ähnlich einem S-geformt. Für die Krümmungsformen im jeweiligen WS-Abschnitt existieren unterschiedliche Fachausdrücke, die aus Gründen der Verständlichkeit, kurz erläutert werden (siehe Darstellung).

Die HWS mit ihren 7 Wirbeln besitzt eine Zervikal Lordose, die BWS mit ihren 12 Wirbelkörpern eine Thorakal Kyphose und die LWS mit ihren 5 Wirbeln eine sog. Lumbal Lordose.

Auch diese Begrifflichkeiten sind schnell erklärt:

Lordose stammt von Griechisch Lordosis = Krümmung der Wirbelsäule nach vorn (Becher et al., 1995). Die Kyphose bildet dann das Gegenstück und der Begriff stammt von Griechisch Kyphosis = Krümmung des Rückgrats, Buckel (Becher et al., 1995).

Zervikal (C) leitet sich ab, von Lateinisch cervix  = Hals (Becher et al.,1995).

Thorakal (Th) stammt von Griechisch thorax = Brustkorb (Becher et al., 1995).

Lumbal (L) wiederum ist Latein (Lumbus) und bedeutet Lende (Becher et al., 1995).

In diesem Artikel möchte ich es mit der anatomischen Exkursion in Sachen Wirbelkörper auf sich beruhen lassen, da es in erster Linie um die Dekompression der Zwischenwirbelkörper, respektive der Bandscheiben geht und ein noch detaillierterer Aufbau der unterschiedlichen Wirbelkörper für das Verständnis nicht unbedingt vonnöten ist.

Warum nutze ich die Inversion ?

Gleich vorweg, ich leide nicht an Rückenschmerzen. Nichtsdestotrotz betreibe ich regelmäßig und intensiv (Kraft)Sport- und Selbstverteidigungs-Training (Krav Maga).

Insbesondere das Stemmen von Gewichten führt zwangsläufig, durch die Natur der Sache, zu einer Stauchung/Kompression der Bandscheiben. Dieser Effekt tritt nämlich auch auf, wenn man mit Sinn und Verstand trainiert.

Dies wird dem Effekt des zusätzlich bewegten Gewichtes geschuldet. So findet eine Bandscheibenkompression so gut wie bei allen stehenden Übungen statt, wie z.B. bei Formen des Überkopfdrückens, Kniebeugens, beim Kreuzheben usw.

Meines Wissens nach ist die einzige Übung, bei der man während des Muskel-Krafttrainings ebenfalls eine Dekompression der Wirbel und Bandscheiben erzielen kann, der sogenannte „Reverse Hyper“.

Ein solcher sollte übrigens in jedem hervorragenden Fitnessstudio zur Einrichtung zählen! Für mich ein Qualitätskriterium und eine Demonstration, dass sich der Betreiber selbst mit der Materie beschäftigt und ihm seine Klienten am Herzen liegen!

Die Bandscheibe/Zwischenwirbelscheibe

Die Bandscheibe, auch Zwischenwirbelscheibe oder discus intervertebralis genannt, ist, wie die deutsche Bezeichnung schon eindeutig darstellt, eine Scheibe (aus bestimmtem Gewebe), die sich jeweils zwischen zwei Wirbelkörpern befindet.

Die lateinisch-griechische Bezeichnung ist in diesem Fall äquivalent präzise zur Deutschen, denn Griechisch diskos = Scheibe; und inter/vertebralis setzt sich zusammen aus der lateinischen Vorsilbe inter- = zwischen; und Lateinisch vertebralis = zu den Wirbeln gehörend (Becher et al., 1995).

Wenn du (nicht nur als Personal-Trainer, Therapeut, Heilpraktiker etc.) mehr über das einfache Dechiffrieren von lateinisch-griechischen Begriffen in der Medizin wissen willst, dann empfehle ich dir meinen fast gleichnamigen Artikel:

Lateinisch-griechischer Wortschatz für Personal-Trainer

In diesem Artikel gehe ich auch auf mein bevorzugtes „Dechiffriergerät“ ein, das Lexikon namens „Latenisch-griechischer Wortschatz in der Medizin“ (affiliate link).

Zurück zur Bandscheibe. Diese besteht, in aller Kürze erklärt, aus sogenannten Faserknorpeln, einem kollagenreichen Bindegewebe, in dessen Mitte sich ein gallertartiger Kern befindet.

Kolla/gen setzt sich, sprachlich betrachtet, zusammen aus Griechisch kolla = Leim, Gelatine und der griechischen Nachsilbe (Suffix) -genes = …hervorbringend,…erzeugend (Becher et al., 1995).

Wörtlich übersetzt bedeutet kollagen also so viel wie „hervorgebracht aus Leim/Gelatine“.

Das Adjektiv „gallertartig“ stammt von Lateinisch gallinaceus = den Hühnern gehörig (Becher et al., 1995).

Die Hauptfunktion der Bandscheiben besteht in der Stoßdämpfung.

Sie fungieren als Puffer zwischen den Wirbelkörpern, um auf den Körper einwirkende, axiale  Lasten zu reduzieren und, um damit die auf das passive Bewegungssystem (Skelett) einwirkenden mechanischen Belastungen und eventuelle Beschädigungen zu reduzieren/verhindern.  

Man stelle sich die Bandscheibe sinnbildlich als eine Art biologischen Stoßdämpfer vor. Wie das mechanische Ebenbild, das in Automobilen zur Anwendung  kommt.

Da die Bandscheiben ein gallertartiges, flüssigkeitsgefülltes Inneres besitzen, kann es bei andauernden (axialen) Belastungen zu einem Verlust dieser Flüssigkeit kommen. Das erklärt das Phänomen, wieso man im Laufe des Tages 1-2 cm an Körpergröße einbüßen kann.

Während des Schlafes, der in der Regel im Liegen stattfindet, wird dieser Flüssigkeitsverlust wieder ausgeglichen. Dieser Vorgang lässt sich anschaulich mit einem Schwamm veranschaulichen.

Dieser kann eine bestimmte Menge an Flüssigkeit aufnehmen und bei entsprechender Kompression wieder abgeben und umgekehrt. Ebenso, ganz einfach erklärt, verhält es sich auch mit den Bandscheiben des Körpers.

Diese „leben“ also von ihrer Dekompression, die nach andauernder Kompression (Druckbelastung) also zwangsläufig erfolgen sollte!

Meist findet aber genau dies nicht, oder nur unzureichend statt, weil nicht für eine entsprechend ausreichende Entlastung der Bandscheiben gesorgt wird.

Genau hier schließt sich der sprichwörtliche Kreis und hierin sehe ICH auch den Nutzen eines Inversionstrainers!

Wie ich mich hängen lasse

Nach unserem kurzen, aber notwendigen, anatomischen Exkurs, habe ich einige meiner Gründe aufgezählt, wieso ich mich, im wahrsten Sinne des Wortes, regelmäßig „hängen lasse“.

Im Anschluss zeige ich dir, wie ICH die Inversion in meinen Alltag integriere.

  • Dekompression an trainingsfreien Tagen 2-3 Mal/Tag
  • Dekompression nach einer Trainingseinheit

Einfach, und aufgrund dessen effektiv! Nach jeder Trainingseinheit, die, wie bereits erläutert, eine Kompression der Bandscheiben hervorruft, sollte aus meiner Sicht auch für eine ausreichende Dekompression der Bandscheiben gesorgt werden.

Man rufe sich das Bild des Schwammes ins Gedächtnis. Druck- und Sog! Oder aus Sicht der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), Yin und Yang. Das Prinzip ist allgegenwärtig, Auf jede Anspannung sollte auch ausreichende Entspannung erfolgen!

So wird ein Gleichgewicht angestrebt, eine sogenannte Homöostase!

Beim „Abhängen“ drehe ich mich übrigens immer um 180°, sodass ich tatsächlich komplett kopfüber hänge.

Zu Anfang war es ein sehr ungewohntes und, zugegeben, auch ein sehr unangenehmes Gefühl, kopfüber zu hängen und zu spüren, wie einem das Blut aus den Beinen bis in den Kopf „rauscht“.

Doch bereits nach einigen Tagen Inversionstraining, hatte ich mich an das Gefühl gewöhnt, welches nun kein Problem mehr für mich darstellt.

Es bleibt die Frage nach einer sinnvollen Dauer der Inversion. Dies lässt sich, wie so oft, nicht pauschal beantworten.

Mein Ansatz wäre aber auch in diesem Fall die „80-zu-20-Regel“ (Pareto-Prinzip) bzw. die minimal effektive Dosis. Ganz einfach ausgedrückt also, so kurz wie möglich, so lange wie nötig.

Mehr darüber, wie WENIG man, aus meiner Sicht, tatsächlich machen muss, um nennenswerte Erfolge zu erzielen, kannst du dir in meinem Video anschauen:

Dabei kann die Dauer der Inversion wohl auch in Intervalle aufgeteilt werden. Sprich, wenn das „Abhängen“ (noch) nicht lange toleriert wird, könnte man auch mit einer schrittweisen Inversion beginnen und sich dann zur vollständigen 90°-Inversion hinarbeiten.  

Gleiches gilt für die Dauer. Ist die vollständige Inversion erreicht und es besteht (noch) ein unangenehmes Gefühl, würde ICH auch die Dauer in Etappen aufteilen.

Hier muss aber jeder selbst entscheiden, ob und wie er mit dem Thema der Inversion umgeht.

Bei Rückenbeschwerden ist eine Vorab-Konsultation eines Arztes/Heilpraktikers und oder Therapeuten sicher sinnvoll.

Ein sehr zu empfehlendes Buch, mit über 1200 Seiten, das sich mit der praktischen Umsetzung der „Rehabilitation“ der Wirbelsäule beschäftigt ist: „Rehabilitation of the Spine“ – A patient centered approach“, von Craig Liebenson.

Welchen Inversionstrainer nutze ich?

Inversionstrainer gibt es wie Sand am Meer, in allen Preisklassen. Von super-billig, bis extrem teuer.

Sicher bekommt man hier, mehr oder weniger, auch das, was man bezahlt. Nach langer Recherche habe ich ein Modell gefunden, das für den vergleichsweise sehr günstigen Preis von unter 120€ in dieser Preisklasse den stabilsten Eindruck erweckt hatte (siehe Bilder).

Bis dato hat mich das Preis-Leistungsverhältnis überzeugt und das Gerät verrichtet nach wie vor solide seine Dienste!

Meine Inversionsbank ist bis 136kg belastbar, was mir ausreicht. Geräte, die mehr Benutzergewicht erlauben, schlagen dann gerne auch schon mal mit über 600€ zu Buche!

Eine günstigere Alternative zu Inversionstischen, sind sogenannte „Gravity Boots“, mit denen man sich kopfüber in eine (Klimmzug)Stange einhängen kann, um den gleichen Effekt zu erzielen.

Größter Nachteil dieser „Stiefel“ ist, aus meiner Sicht, die eingeschränkte Einsetzbarkeit für Menschen, die (noch) nicht über die nötige Flexibilität verfügen, um sich kopfüber einzuhängen, UND sich vor allem eigenständig wieder aus dieser Position zu „befreien“!

Fazit/Conclusio

Wie lautet also mein Fazit über den Einsatz eines Inversionstrainers? Bin von dem Nutzen eines solchen überzeugt, weshalb er ein fester Bestandteil meines Trainings bzw. meiner Regenerationsmaßnahmen ist.

Jede Kompression erfordert, aus meiner Sicht, eine entsprechende Dekompression. Sicher kann man sich auch an einer Stange etc. „aushängen“. Doch dies hat lediglich einen beschränkten Effekt auf die unteren Extremitäten bzw. in eine Richtung.

Für die Dekompression meiner Wirbelsäule auch in die andere (kopfseitige) Richtung nutze ich meinen Inversionstisch.

Der Einsatz dauert dabei nur wenige Minuten pro Tag und ist somit ganz einfach, z.B. nach einem Training, umsetzbar.

Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, dann teile ihn mit deinen Freunden, abonniere den Blog/Newsletter und hinterlasse einen Kommentar.

© HP Bernd Stößlein MBA in Sportmanagement


In diesem und anderen Artikeln findest du den ein oder anderen „Affiliate Link“, zu amazon. Wenn du über diesen Link etwas erwirbst, dann unterstützt du damit meine Blogartikel und schaffst Ressourcen für weitere qualitativ hochwertige Recherchen und Artikel wie diesen. Es entstehen für dich dadurch keine Mehrkosten! Alle meine grundsätzlichen Empfehlungen findest du unter: https://www.amazon.de/shop/bernd_stoesslein


Literatur

Lateinisch-griechischer Wortschatz in der Medizin, S 55.

Lateinisch-griechischer Wortschatz in der Medizin, S 86.

Lateinisch-griechischer Wortschatz in der Medizin, S 89.

Lateinisch-griechischer Wortschatz in der Medizin, S 103.

Lateinisch-griechischer Wortschatz in der Medizin, S 104.

Lateinisch-griechischer Wortschatz in der Medizin, S 117.

Lateinisch-griechischer Wortschatz in der Medizin, S 126.

Lateinisch-griechischer Wortschatz in der Medizin, S 226.

Lateinisch-griechischer Wortschatz in der Medizin, S 244.

Kinetic Chain Enhancement (KCE) ist eine Kombination verschiedener Techniken, die eine sofortige Verbesserung der sog. „Kinetischen Ketten“ im Körper bewirken. So ist es möglich – je nach Ausgangszustand – bereits nach der ersten Anwendung eine umgehende Optimierung von Kraft, Schnelligkeit, Flexibilität und allgemeinem Wohlbefinden zu erzielen.

Kinetic Chain Enhancement beinhaltet verschiedene Techniken, darunter unter anderem die seit Jahrtausenden angewandte Behandlungsweise des aus der traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) stammenden „Gua Sha“, verschiedene Akupressurtechniken oder z.B. auch eine Art der Aurikulotherapie (Ohrakkupressur) und vieles mehr.

Erfahre alles über die einzigartige Technik die – in dieser Art und Weise – von dem international bekannten Strength Coach Charles R. Poliquin (alias „Strength Sensei“) konzipiert wurde und von mir im BSPT-Studio Bayernweit einzigartig als zertifizierter „KCE-Practioner“ angewandt wird.

Bildschirmfoto 2017-06-12 um 20.09.08

Kinetic Chain Enhancement und Gua Sha 

Eine grundlegende Technik der KCE Behandlung ist das sogenannte „Gua Sha“. Dies bedeutete ursprünglich „nach Cholera schaben“.

Diese Übersetzung ist etwas irreführend, da in Wirklichkeit nichts abgeschabt wird, sondern lediglich mittels eines „Schabers“ aus Büffelhorn an der Hauptoberfläche mit etwas Druck und unter Verwendung von Kokosöl entlanggefahren wird (siehe Bild).

20170613_102245-01

Gua Sha ist eine seit Jahrtausenden im Großraum Asien praktizierte, manuelle Behandlungsmethode, bei der keine Verletzung oder Perforation der Haut entsteht!

Während „Gua“ auch mit pressen oder streichen übersetzt werden kann, ist „Sha“ der Ausdruck für den auf der behandelnden Stelle entstehenden Blutandrang im Oberflächengewebe (Siehe Foto).

Blut kann sich dabei insbesondere in den Regionen stauen, in zu behandelnden Verklebungen/Verhärtungen und oder in Narbengewebe in Muskulatur, Sehnen, Faszien und/oder Bändern vorhanden sind, die z.B. durch einseitige Belastungshaltungen/Fehlhaltungen oder regelmäßigem Sport herrühren.

Was sagt deine Haut über dich aus? 

Während der Anwendung von Gua Sha im Rahmen einer KCE Behandlung treten meist rötliche Flächen bzw. kleine rote Punkte, sog. „Petechien“ auf. Gleichzeitig nehmen in der Regel die vorhandenen Schmerzen in diesen behandelten Beriechen merklich ab, und die kleinen roten Pünktchen verblassen zu einer Art rötlichen Mischfarbe.[1]

Dieses Auftreten von Rötungen wird ebenfalls als „Sha“ bezeichnet. Nach einer Behandlung bleiben die Effekte des Gua Sha etwa sechs bis acht Stunden erhalten, und die Rötungen verblassen meist nach drei Tagen vollständig.

Bildschirmfoto 2017-06-12 um 19.12.45

Die Farbe und die Geschwindigkeit des Verblassens liefern meist nützliche Informationen über den Zustand des zu Behandelnden. Eine Erleichterung von Beschwerden bleibt auch nach dem Abklingen der Rötungen noch eine Zeit lang bestehen.[2]

Hier zeigt sich – aus meiner Sicht – der deutliche Unterschied z.B. zu einer Massage, deren entspannender Effekt mit dem Beenden der Massage sofort aufhört.

Die gesundheitlichen Vorteile von Gua Sha

Die Gesundheitlichen Vorteile des Gua Sha sind mannigfaltig. So kann es z.B. Spasmen in der Muskulatur lösen, Schmerzen lindern, die Durchblutung im behandelten Bereich und sogar in den darunterliegenden Organen optimieren.

Positive Wirkungen in der traditionellen Anwendung von Gua Sha lassen sich z.B. umgehend bei Husten und Keuchen beobachten. [3]

Des Weiteren konnten Studien zeigen, dass Gua Sha eine bis zu vierfache Steigerung der sogenannten „Mikrozirkulation“ im Oberflächengewebe verursacht.[4]

Darüber hinaus kann es Entzündungen hemmen und die Immunabwehr verbessern.[5]

Durch die Behandlung mit Gua Sha fühlst du dich sofort flexibler, mobiler und kannst eine deutliche Steigerung von Kraft und/oder Schnelligkeit erfahren (ja nach Behandlungs- bzw. Trainingsziel).

Zudem ahmt Gua Sha das Schwitzen nach, deswegen wird es in der TCM auch angewandt, um bspw. Spannungen und Ängste zu mildern. Dabei „kühlt“ es einen Patienten, wenn dieser sich zu warm fühlt und umgekehrt.

Wer sich für das Thema Gua Sha interessiert, dem empfehle ich das Buch „Gua Sha“ von Arya Nielsen: Eine Traditionelle Technik für die heutige Praxis.

Was kannst du von einer einzelnen KCE-Behandlung erwarten?

 Bildschirmfoto 2017-06-12 um 18.39.06

Die Ergebnisse sind sofort sichtbar, sowohl in Bezug auf einer Kraftsteigerung also auch deinem Bewegungsradius.

Je nach Ausgangsproblematik lassen sich manchmal schon beachtliche Resultate innerhalb von wenigen Sekunden realisieren.


Die optimale Anwendung ist währen einer Trainings-Session, z.B. im Rahmen einer Personal-Training Stunde. Infos und Buchungen gibt’s unter: info@bernd-stoesslein.de


Durch die verschiedenen Techniken, die während den einzelnen Sätzen ausgeführt werden, kannst du als Kunde die Verbesserung bei deiner Ausführung sofort von Satz zu Satz sehen. Du wirst den Unterschied umgehend wahrnehmen!


KCE-Behandlungen können aber auch separat vom Personal-Training gebucht werden!


Einen Eindruck einer KCE Behandlung von Charles R. Poliquin an Mark Bell findest du in diesem Video.

Mögliche Verbesserungen auf einen Blick:

  • mehr Flexibilität
  • mehr Kraft/Schnelligkeit
  • mehr range of motion (größerer Bewegungsradius)
  • mehr Mobilität
  • weniger Schmerzen
  • weniger Verklebungen/Verhärtungen
  • Beseitigung von Ablagerungen/Narbengewebe im Weichteilgewebe (Bänder, Sehnen, Muskeln)
  • mehr Muskelfaserrekrutierung
  • Haltungsverbesserung
  • Verletzungsprävention
  • bessere/schnellere Rehabilitation oder Prävention nach/vor (Sport)Verletzungen
  • vieles mehr

Bildschirmfoto 2017-07-16 um 22.02.43

Feedback eines Kunden, während eines Personal-Trainings, inklusive Kinetic Chain Enhancement Behandlung zwischen den Sätzen bzw. Übungen.

Kinetic Chain Enhancement, Akupressur und das Qi 

Was ist Akupressur? Akupressur ist eng mit Akupunktur verwandt, unterscheidet sich aber dahingehend, dass bei der erstgenannten keine Nadeln zum Einsatz kommen und somit – wie bei Gua Sha auch – keine „Perforation“ (Einstechen) der Haut stattfindet.

Bei der Akupressur nutz der Anwender seine Finger, um mittels Druck an bestimmten Körperpunkten eine positive Reaktion am Körper zu erzielen.

In der TCM geht man davon aus, dass der menschliche Körper von einer Lebensenergie namens Qi (sprich: „tschie“) durchströmt wird, die in unterschiedlichen Leitbahnen durch den Körper verläuft.

Schmerzen oder Blockaden, die auftreten können, sind dieser Annahme nach eine Blockierung deines Qi-Flusses und können durch einen qualifizierten Anwender durch das Drücken bestimmter Akupressur Punkte gelöst bzw. verbessert werden.

Kinetic Chain Enhancement, Akupressur und Aurikulotherapie 

Aurikulotherapie ist eine Akupressur-Technik im Rahmen des KCE, bei der bestimmte Punkte auf der Haut der Ohrmuschel gedrückt werden, z.B. zur Behandlung von Schmerzen oder auch bei Flexibilitätsproblemen des Körpers.

Auf der Ohrmuschel, die man sich wie ein kleines, auf dem Kopf stehendes Baby vorstellen kann (siehe Bild), existieren folglich, wie im restlichen Körper auch bestimmte Akupressur-Punkte, die einen Einfluss auf deinen Qi-Fluss haben.

Bildschirmfoto 2017-06-12 um 18.03.37

Durch das Drücken auf diese Punkte auf eine bestimmte Weise und Dauer lassen sich somit z.B. umgehend Verbesserungen der „Range of Motion“ (des Bewegungsradius), der Schulter oder etwa dem Sprunggelenk erzielen.

Kinetic Chain Enhancement und Muskelspindeln 

Je nach Bedarf bzw. Ausgangszustand eines Klienten kann es auch erforderlich sein, im Rahmen des KCE neben Gua Sha und Akupressur noch weitere Techniken einzusetzen, um optimale Resultate in minimaler Zeit zu erreichen.

Dies kann z.B. durch die Bearbeitung der Skelettmuskulatur bzw. der darin verborgenen Muskelspindeln erfolgen

Muskelspindeln sind „Sinnesorgane“ in deinen Muskeln, die den Dehnungszustand der Skelettmuskulatur „messen“ und an dein Gehirn weiterleiten. Sie gehören zur Gruppe der sogenannten Propriozeptoren, also Sensoren, die dir einen Eindruck über deine Körperlage im Raum geben (auch z.B. mit geschlossenen Augen).

Deine Muskelspindeln bewahren also deine Muskeln vor einer Überdehnung. Bei einer plötzlichen Dehnung des Muskels lösen diese Spindeln den bekannten „Dehnungsreflex“ aus, wodurch sich der Muskel wieder zusammenzieht, um ein Überdehnen bzw. ein Reißen zu vermeiden.

Beispiel:

Du kennst du dieses Phänomen sicherlich vom Arztbesuch. Dieser kann nämlich z.B. deinen Kniesehnenreflex (an der Patella Sehne) mit einem kleinen Hämmerchen überprüfen. Dazu schlägt er mit einem kleinen Gummihämmerchen (siehe Bild) auf die Kniesehnen direkt unterhalb deiner Kniescheibe, wodurch dein Oberschenkelmuskel (M. Quadriceps femoris) kurzzeitig gedehnt wird.

Eine Kontraktion (Zusammenziehen) dieses Oberschenkelmuskels erfolgt aber erst, wenn der Schlag auf die Sehne bereits vorbei ist. Durch den Schlag schnellt dein Unterschenkel dann etwas nach vorne.

reflex-hammer-2302473_1280

KCE und ein Reset der Nervensysteme

Die Muskelspindeln sind Teil deines sogenannten peripheren Nervensystems (PNS) und können deinen Bewegungsradius durchaus einschränken. Dies geschieht – wie oben beschrieben – aber lediglich aus einer Schutzfunktion heraus.

Mehr zum peripheren und zentralen Nervensystem (ZNS) erfährst du hier.

Wenn du z.B. immer die selben Bewegungsmuster hast (etwa Sitzen), werden deine Gelenke nur über gewisse Amplituden (Bewegungsradien) bewegt. Alles, was sich über dieses Maß hinausbewegt, wird vom Gehirn dann als potenzielle Gefahr betrachtet, bei der die beteiligte Skelettmuskulatur einen Schaden (Überdehnen/Reißen) nehmen könnte.

In Folge dessen wird dann ein Hemmechanismus eingeleitet, der die Muskulatur schützen soll.

Durch KCE kann dieser Mechanismus auf ein normales Maß „zurückgesetzt“ werden, indem man – durch Drücken bestimmter Punkte in den Muskeln – dem Gehirn quasi mitteilt, dass es keine Angst mehr vor einer Überdehnung haben muss und kein Dehnungsreflex mehr ausgelöst wird.

Fazit 

KCE ist eine Technik, die ganz klar voll auf Effizienz ausgerichtet ist.

Es geht insbesondere darum, Kunden umgehend sichtbare Verbesserungen zu ermöglichen, die – m.M.n. – konventionellem Dehnen/Stretching, Foam-Rolling bzw. Mobilitätstraining (nicht zuletzt im Hinblick auf den Zeit-/Nutzenfaktor) deutlich überlegen sind.

Sind herkömmliches Dehnen, Stretching oder andere Mobilisationstechniken, Massagen, etc. deswegen schlecht oder überflüssig?

Aus meiner Sicht ganz klar, nein! Aber wenn es darum geht, vor bzw. während eines Trainings oder gar eines Wettkampfes einen Kunden/Athleten SOFORT eine Leistungsoptimierung (mehr Kraft, Schnelligkeit, Sprungkraft etc.) zu ermöglichen, ist KCE einfach eine herausragende und überlegene Technik.

KCE breitet dich auch optimal auf „klassisches“ Dehnen bzw. jegliche andere Technik, die zur Flexibilitäts- und Mobilitätsverbesserung dient vor. Denn während du oft wochen- oder monatelang mit klassischem Dehnen verbringst, um dir einen größeren Bewegungsradius zu verschaffen, kann KCE mit einer bzw. weniger Sitzungen bereits signifikante Verbesserungen erzielen.

Noch mehr über KCE erfährst du in diesem Artikel, hier.

Wenn dir dieser Artikel gefallen hat, dann hinterlasse einen Kommentar und abonniere den Fitness-Blog und/oder den Newsletter.

 


Literatur zum Thema: 

Braun, M., Schwickert, M., Nielsen, A., et al., 2011. Effectivness of Traditional Chinese „Gua Sha“ Therapy in Patients with Chronic Nech Pain; A Randomized Controlled Trial. Pein Med 12 (3), 362-369.

Chan, S.; Yuen, J., Gohel, M., et al., 2011. Guasha-induced hepatoprotection in chronuc active hepatits B: A case study. Clin Chim Acta 412 (17-18), 1686-1688.

Nielsen, A., 2012. Gua Sha. A Traditional Technique for Modern Practice, second ed. Elsevier, Edinburgh. Dt.: 2013, Gua Sha. Eine traditionelle Technik für die heutige Praxis. Verlag Systemische Medizin, Bad Kötzing.

Nielsen, A., Knoblauch, N.T.M., Dobos, G.J., et al., 2007. The Effect of Gua Sha Treatment on the Microcirculation of Surface Tissue: A Pilot Study in Healthy Subjects. Explore (NY) 3 (5), 456-466.

[1] Vgl. Education and Information Board, Beth Israel Medical Center, New York.

[2] Vgl. Nielsen 2012, S. 249.

[3] Vgl. Nielsen 2012, Gua Sha Informationsblatt.

[4] Vgl. Nielsen et al. 2007.

[5] Vgl. Braun et al. 2011, Chan et al. 2011.