Auch wenn du kein olympisches Gewichtheben machst, wirst du von diesen einfachen aber genialen Tipps & Tricks profitieren, die ich von Olympia Silbermedaillen Gewinner Dimitry Klokov lernen konnte.
Am Freitag, dem 30.09.2016 konnte ich an dem „Olympic Weightlifting Seminar by Dimitry Klokov“ teilnehmen. Veranstalter waren Nürnberg Kettlebell (NGB Kettlebell) und CFD Weightlifting Nürnberg.
Warum olympisches Gewichtheben, wenn es sich bei „Snatch“ (Reißen) & „Clean & Jerk“ (Umsetzen und Stoßen) um eine Übung handelt, die ich noch nie zuvor gemacht habe und die ich bei 99% meiner Kunden nie werde anwenden können?
Auch deshalb, weil ich etwas Neues lernen wollte und weil ich einen interdisziplinären Einblick in möglichst alle Facetten des Kraftsports haben möchte.
In diesem Artikel geht es um die Dinge, die ich von Klokov gelernt habe, die auch du umsetzen kannst, um damit dein Training zu verbessern …
Klokov sagt: Wiederholungen und Sätze sind nicht wichtig!
Als ich diesen Satz hörte, war ich zuerst etwas überrascht, aber Klokov sagte, dass er in seiner aktiven Zeit und seinem Leben im Trainingscamp (fast 365 Tage im Jahr) nie darauf geachtet habe, wie viele Wiederholungen, Sätze oder Prozentangaben von seinem Maximalgewicht er gerade bewegt hatte.
Allerdings betonte er, dass dies nur für olympisches Gewichtheben gilt. Bei Bodybuilding bzw. Muskelaufbautraining (auch wenn es nur „just for fun“ ist) sehe die Sache seiner Meinung nach schon wieder ganz anders aus!
Klokov sagt: Höre auf deinen Körper!
Seine Herangehensweise an das tägliche Training gestaltete Klokov je nach Tagesform. Er akzeptiert, dass er sich an manchen Tagen besser und an manchen eben schlechter fühle.
Wenn er sich gut und stark fühlt bewältigt er schwerere Gewichte mit weniger Sätzen (Trainingsvolumen) und an weniger „fitten Tagen“ konzentriert er sich mit einem etwas leichterem Gewicht auf die Optimierung seiner Trainingstechnik.
Dies kann ohne weiteres auch auf das Training von „normal Trainierenden“ übertragen werden. Denn viel zu oft geht saubere Technik aufgrund von viel zu viel Gewicht flöten.
Es kommt nicht darauf an was du tust, sondern WIE du es tust!
Klokovs Meinung hierzu ist simpel. Es geht ihm im Grunde nur um die Technik! Er sagt, dass nicht jeder für jegliche Art von Übungen gemacht sei und auch nicht jeder, jede Übung ausführen sollte.
Schon gar nicht, wenn man die Technik nicht 100%ig beherrscht, da seiner Meinung nach die Übung (gleich welche) dann ihren Nutzen verliert.
Im Kontext des Gewichthebens veranschaulichte er uns an diesem Beispiel, dass du entweder ein „Snatch“ oder ein „Clean & Jerk – guy“ bist. Also entweder du bist gut im Reißen oder eben im Umsetzen und Stoßen. Nur sehr selten sind Menschen sehr gut in beiden Disziplinen.
Was hilft dir das bei deinem Training?
Nun, übertragen heißt das wohl so viel wie: Nur, weil eine Übung existiert und einige damit Erfolge haben, brauchst du sie nicht machen, wenn du dafür (noch) nicht bereit bist.
So sagt Klokov z.B., dass du nicht unbedingt Frontkniebeugen ausführen musst, wenn du mit dieser Übung etwa aufgrund von Flexibilitätsproblemen nicht zurechtkommst..
Bevor du eine Übung dann mit beschi****** Technik ausführst, solltest du lieber deine Flexibilität verbessern, um dich anschließend mit sauberer und korrekter Technik erneut an der Übung zu versuchen.
Klokov zum Thema Stretching
Stretching ist wohl eines der am meisten diskutierten Themen in der Fitness Welt. Ähnlich einem Religionskrieg gibt es sowohl glühende Verfechter wie. Befürworter und auch Gegner des Stretchens.
Klokov ist der Meinung, dass man sich auf keinen Fall vor dem Training stretchen sollte, da man ja im Training und nicht beim Stretchen Leistung bringen will.
Er betont, das wenn man im Training wirklich Leistung abrufen will, man aggressiv sein muss. Man darf im Training nicht schlafen oder in Tagträumerei versinken.
Wenn du dich Wohl fühlst, dann bist du „fucked“
Echte Fortschritte machst du nur, wenn du dich unwohl fühlst. Als ich auf die Frage, ob ich mich in einer Clean & Jerk Position wohlfühlte dummerweise mit „Ja“ antwortete, erwiderte Klokov: „Than you’re fucked“ J
Was er damit sagen wollte, war, dass gute Dinge niemals in Komfortzonen passieren. Dies gilt übrigens für alle Bereiche deines Lebens und nicht nur das Training.
Klokov und die Regeneration
Beim Training ist einer der am meisten unterschätztesten Faktoren laut Klokov die Regeneration. Er sagt, dass wir in der Regel viel zu viel trainieren verglichen mit dem, was wir in Regeneration investieren.
Somit bremsen wir buchstäblich unsere Fortschritte aus, da wir das Maß an Trainingsvolumen (zusätzlich zu Beruf, Familie, Alltagsstress usw.) gar nicht richtig kompensieren können.
Sein Rat in Sachen Regeneration ist forgender: Regenerieren, regenerieren und nochmals regenerieren!
Damit sind die beiden besten Dinge seiner Meinung nach immer noch die Sauna und Massage!
Auf den Einwand eines Teilnehmers, dass dies eine kostspielige Sache sei, erwiderte Klokov, dass wir meist zu viel Geld für irgendwelchen Schwachsinn ausgeben und dieses Geld lieber in die Regeneration von Körper und Geist investieren sollten, statt Dinge zu kaufen, die wir schon fünfmal haben.
Während seiner aktiven Zeit und seinem Leben im Trainingscamp hatte Klokov z.B. drei Sportmassagen pro Wochen und bei einem Trainingspensum von neun bis 10 Stunden die Woche jeden zweiten Tag einen Saunagang von 90 Minuten (nicht am Stück versteht sich 😉 ).
Du bist kein professioneller Athlet
Meiner Meinung nach war für Klokov wichtig – auch wenn es sich um ein Seminar über Olympisches Gewichtheben handelte -, dass man möglichst viel davon in „Gym-Alltag“ umsetzen kann.
So betonte er z.B. immer wieder, dass wir keine professionellen Athleten sein und wir uns deshalb nur bedingt an dem orientieren sollten, was er und seine Wettstreiter so tun würden.
In Sachen Regeneration heißt dass aber, dass wir noch mehr Fokus auf Sauna, Massagen und andere Regenerationsbeschleuniger verwenden sollten!
Klokov konzentriert sich auf seine Schwächen
Um möglichst schnell besser zu werden, solltest du dich möglichst nie „gut“ fühlen. Gleiches gilt auch für die Wahl deiner Übungen. Wenn du immer nur die Übungen machst, in denen du stark bist oder die du gerne machst, wirst du dich nicht nennenswert verbessern.
Es ist irrelevant, ob du nun auf Kraft, Muskelaufbau oder Sonstiges trainierst. Dies
führt dann nicht selten zu Dysbalancen und einem unausgewogenen Kraft-Gleichgewicht, im schlimmsten Fall sogar zu Verletzungen!
Um in den „main lifts“ (also im Gewichtheben „Snatch“ und „Clean & Jerk“) besser zu werden, sollte man sich auf die „assistant lifts“ konzentrieren.
Auf dein Training übertragen bedeutet dies, dass im Falle du möchtes z.B. im Bankdrücken stärker werden möchtest, du nicht einfach ausschließlich mehr Bankdrücken absolvieren kannst. Das gleiche gilt für das Kniebeugen. Um hier besser werden, genügt es nicht, einfach mehr Kniebeugen zu machen.
Dies ist zwar grundsätzlich schon sinnvoll, aber es kommt auf die richtige Technik an und auf die begleitenden Unterstützungsübungen. So kannst du z.B. deine Bankdrückleistung verbessern, indem du dich auf Nackendrücken fokussierst (wenn Überkopfkraft der limitierende Faktor wäre).
Deshalb sollte ein guter Coach auch in der Lage sein, deine Schwachpunkte zu erkennen und diese dann auch zu beheben. Also Stärken stärken UND Schwächen schwächen!
Wenn du auf der Suche nach einem professionellen Coaching bist in Sachen Training, Ernährung & Entwicklung für Körper & Geist, dann sende uns eine unverbindliche Mail an: info@bernd-stoesslein.de
Klokov als Coach
Dimitry Klokov ist – so wie ich ihn erleben durfte – ein bodenständiger, sehr relaxter und sympatischer Typ. Als Coach ist er allerdings etwas „ruppig und struppig“.
Er nimmst sich für jeden Teilnehmer Zeit; das rechne ich ihm sehr hoch an. Er coacht dich auch, wenn das Seminar dann eben mal eineinhalb Stunden länger dauert! Kapituliert wird nicht!
Zart beseitet solltest du allerdings nicht sein, wenn er dich in die richtige Position „schlägt“, die Augen verdreht oder in einem Satz gefühlte 50 mal das Wort „fuck“ und „shit“ verwendet.
An dieser Stelle soll allerdings ausdrücklich betont werden, dass er dies niemals abschätzig tut, keinen auslacht oder jemanden das Gefühl gibt, nichts zu können. Er behandelt jeden mit Respekt!
Fazit: Sei aggressiver, kämpfe und trainiere mit Hingabe
Training ist Hingabe, Emotion. Du kannst keine Leistung bringen, wenn du die Dinge nur halbherzig anpackst.
Schlafe nicht beim Training, sondern bewege dich am Maximum und darüber hinaus, um dich weiterzuentwickeln und stärker zu werden. Sei aggressiv, aber kein Proll. Benimm dich beim Training, aber habe eine kämpferische Einstellung zu dem Ganzen.
In seinem Seminar vermittelte Klokov viel mehr als nur Trainingswissen und Technikschulung. Er lieferte einen Einblick in die russische Denkweise in Bezug auf Training und das Leben an sich.
Wenn du dich weiter mit olympischem Gewichtheben beschäftigen willst, dann empfehle ich dir das Buch „Olympic Weightlifting“ von Everett. Wenn du eher daran interessiert bist, wie du olympische Gewichthebeübungen und deren Unterstützungsübungen in dein „normales“ Training integrieren kannst, dann empfehle ich dir „Olympic Weightlifting for Sports“, ebenfalls von Everett.
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